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Pressemitteilung

Unsere Mitteilung an die Koalitionäre von SPD, die Grünen und FDP

Am 5. November 2021 haben wir uns an die verhandlungsführenden KoaltionärInnen von SPD, die Grünen und FDP gewandt und unsere Forderungen für einen Perspektivwechsel in der Prostitutionspolitik geäußert:

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Aktionsbündnis Nordrhein-Westfalen pro Nordisches Modell bestehen wir aus in NRW ansässigen Vereinen und Einzelpersonen, die im regelmäßigen Kontakt zu Betroffenen in der Prostitution stehen.

Meist trifft es sehr junge Frauen und Mädchen, die aus den ärmsten Ländern der Welt nach Deutschland gebracht werden, um sexuell in der Prostitution ausgebeutet zu werden. Ausländische Frauen sind Opfer von Zwangsprostitution und deutsche Freier beuten sie aus. Das ist sehr rassistisch.

Während der Covid-19-Pandemie hat sich erneut bestätigt, dass die liberale Gesetzgebung ihre Ziele weit verfehlt hat und die wenigsten Prostituierten finanziell abgesichert sind, meist steht nicht mal eine eigene Wohnung zur Verfügung. Und noch schlimmer: prostituierte Frauen wurden von Ordnungsämtern und Polizei aufgespürt und zu Zahlungen von Strafen bis zu 5.000 € verdonnert!

Deutlich wurde auch durch Medienberichte, dass die zahlreich in ihre Heimatländer zurückgeschickten Frauen keinesfalls freiwillig oder selbstbestimmt in Deutschland tätig waren, sondern Armut und Not der Frauen ausgenutzt wurden, um diese gutgläubig ins Land und schließlich in die Bordelle zu bringen. Die Ausnutzung dieser Notlagen wird im Rahmen der aktuellen Prostitutionsgesetzgebung weitgehend geschützt. Die Trennung von freiwilliger und Zwangsprostitution hat sich als in der Praxis nicht umsetzbar erwiesen, die Übergänge sind als fließend zu erkennen.

Täter und Profiteure haben freie Handhabe und Betroffene haben zugleich kaum die Möglichkeit, sich gegen legal handelnde Freier und Zuhälter zur Wehr zu setzen.

Dies ist nicht weiter hinzunehmen, wenn wir eine Gesellschaft anstreben, in der jeder Mensch – unabhängig seiner Herkunft oder des Geschlechts – geachtet und würdevoll behandelt werden soll.

Als Aktionsbündnis NRW pro Nordisches Modell fordern wir daher ein Umdenken in der Prostitutionspolitik:

  • Kriminalisierung und Sanktionierung von Profiteuren wie Freier, Zuhälter und Bordellbetreiber
  • Schutzmaßnahmen für betroffene prostituierte Menschen sowie Ausstiegshilfen und Bildungsangebote
  • Gesamtgesellschaftliche Aufklärung über die Auswirkungen der Gewalt in der Prostitution
  • Vollständige Entkriminalisierung von betroffenen prostituierten Menschen

Wir bitten Sie, die Chance der aktuellen Koalitionsverhandlungen zu nutzen, um sich für prostituierte Menschen und gegen das System und die Ausbeutung in der Prostitution auszusprechen.

Vielen Dank für Ihren Einsatz!